Marlene Streeruwitz

Marlene Streeruwitz, geboren am 28. 6. 1950 in Baden bei Wien, studierte zunächst Jura und wechselte dann zu Slawistik und Kunstgeschichte. Ab 1989 arbeitete sie als Redakteurin am Theater und im Hörfunk, zugleich erschienen ihre ersten Hörspiele. 1992 gelang ihr der Durchbruch als Theaterautorin, seit 1996 veröffentlicht sie vorwiegend Prosa. 1996 hielt sie an der Tübinger Universität die dortigen Poetikvorlesungen, 1997 übernahm sie im Wintersemester die Gastdozentur der Frankfurter Poetikvorlesungen, im WS 2001/2002 hatte sie die Samuel-Fischer-Gastdozentur für Literatur an der Freien Universität Berlin inne, 2021 die Joseph-Breitbach-Poetikdozentur. Marlene Streeruwitz lebt in Wien und Berlin.

*  28. Juni 1950

von Claudia Kramatschek und Sven Hanuschek

Essay

„Wir können unser Jetzt besehen. Auch auf dem Theater. Aber damit das Drama ist, muß es sich aus jedem Realismus lösen. Zeit muß über die formale Lösung in Gegenwart verwandelt werden.“ Zeit, das meint im Werk der Dramatikerin und Prosaautorin Marlene Streeruwitz meist die Gegenwart, ein Jetzt, das jedoch immer auch überlagert ist von einer geschichtsträchtigen und wirkmächtigen Vergangenheit, die dem Menschen eine unverstellte Zukunft versagt. In diese Zukunft rettet sich nur, wer seine eigenen Verstrickungen in dieses amalgamhafte Jetzt nüchtern und illusionslos besieht.

Feuilleton und öffentliches Publikum verbuchten Streeruwitz seit ihrem mediengeschichtlich spannenden Aufstieg – ...